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Leicht und schwebend

„Mein Kunst-Stück“ mit Rudolph Bauer: „Natura morta“

Von Ilka Langkowski

BREMEN. „Natura morta“ heißt Rudolph Bauers Bild, das er in unserer Serie „Mein Kunst- Stück“ vorstellt. Das großformatige Werk hat seinen Platz bei ihm zu Hause, denn es steht für den Beginn einer künstlerischen Entwicklung.

Auf grobes Sackleinen malte Rudolph Bauer 1988 sein „Natura morta“. Die „Natura morta“ ist der lateinische Begriff für Stillleben. Im Gegensatz zu klassischen Darstellungen von Blumen, Krügen oder Speisen wirkt Bauers Bild bewegt und leicht. Sein Stillleben ist nicht gegenständlich, sondern eine Komposition aus symbolartigen Zeichen, Flächen und Farbe. „Es ist hell, licht und hat etwas Schwebendes“, beschreibt es der Künstler. Diese kaleidoskop- oder puzzleähnlichen Elemente setzen sich bis heute in seiner Malerei fort, auch wenn er zunehmend stärkere Farben nutzt. „Sie haben etwas Meditatives“, sagt der Schwachhauser Künstler.

Inspirierend war ein Chinaaufenthalt. Dort besitzen einfache Pinselschwünge oft große Bedeutung. „Die Schriftzeichen haben etwas Archaisches, obwohl die Ursprungsbedeutung der Piktogramme sich meist kaum noch erkennen lässt“, erzählt der Wahlbremer. Obwohl er schon immer gemalt hat, gab ihm der Chinaaufenthalt den Impuls, sich der Malerei intensiv zuzuwenden. Bauer macht aber auch kritische Kunst. Neben der Malerei widmet sich der emeritierte Professor politischen Themen, die er in provokante Collagen umsetzt. Seine politischen Collagen passen nicht in den Mainstream.  Sich mit seiner Kunst gegen den Mainstream oder Gefälligkeitskunst zu behaupten, sei schwer. Medien und Galerien würden letzteren den Vorrang geben und Kunst werde zur Ware.

Angefangen hat Bauer mit dem Zeichnen von Vögeln und anderen Tieren. Sein Vater malte vor, er malte nach. Später hatte er das Glück, ausgerechnet bei dem begnadeten Zeichner Michael Mathias Prechtl als Babysitter etwas dazuzuverdienen. Wenn Bauer abends auf die Kinder aufpasste, legte ihm Prechtl ein Stillleben hin, das Bauer nachzeichnete. Später wurde dann die Darstellung besprochen und von Prechtl kommentiert.

Erst als Hochschullehrer legte sich Bauer ein eigenes Atelier zu. In der jetzigen Konsequenz aber kann er erst malen, seit er durch die Pension abgesichert ist. Er genießt das Privileg, nicht von der Kunst leben zu müssen. „Der Aufwand ist trotzdem hoch, und die Kosten sind es auch“, sagt er. Das Dilemma, dass es sich auch als Künstler nur mit einer materiellen Basis leben lässt, sich aber nicht jede Kunst verkaufen lasse, führe dazu, dass sich einige quasi durchs Leben „hungerten“.

Kunst ist für Bauer eine Ausdrucksmöglichkeit, um die Wirklichkeit abzubilden oder eine neue Wirklichkeit in den Bildern zu schaffen. „Was dem Künstler die Ausdrucksform ist, gibt dem Rezipienten Muße und Entspannung“, sagt Bauer. Der Betrachter erhält eine Alternative zu dem, was sonst seinen Alltag bestimmt. Kunst kann einen Anreiz geben, über das Mögliche nachzudenken oder einfach über den Tellerrand aus aktuellen politischen und ökonomischen Situationen hinwegzublicken.

Zu den Künstlern, die für Bauer besonders bedeutend sind, zählen der oben genannte Michael Mathias Prechtl (1926 bis 2003), der für große Zeitschriften und literarische Werke die Titelillustrationen machte, sowie Paul Klee. Klee ist „ein märchenhafter Künstler, der einfach wunderschöne Bilder gemacht hat, die von innen leuchten“, sagt Bauer.

Wenn er jemandem ein Bild als Botschaft schicken sollte, dann ginge ein Schwung politischer Bilder an die Kunsthalle Bremen, mit der Anregung, wenigsten einen Ausstellungsraum mit politischen Werken zu bestücken: „Das Zeug muss ja gesehen werden, und die Gatekeeper müssen diese Arbeiten zeigen.“

Kreiszeitung vom 26.08.2016

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Krieg um die Köpfe – Feldzug gegen die Freiheit

Die Rolle der Think Tanks und das Beispiel „Bertelsmann“

Dienstag, 25. Oktober 2016, 20 Uhr

Vortrag und Diskussion
mit Prof. Dr. Rudolph Bauer (Bremen)
Veranstalter: Linkes Forum Paderborn

Kulturwerkstatt, Cafeteria, Bahnhofstraße 64, Paderborn

Die Militarisierung der Gesellschaft nimmt immer deutlicher Gestalt an: In den Kinderzimmern gibt es Kriegsspiele am PC. In den Schulen werben Jugendoffiziere für den Dienst an der Waffe. In den Arbeitsämtern liegen Prospekte für den Soldatenberuf aus. Das Militär hat nicht nur eigene Bundeswehr-Hochschulen, es schickt sich jetzt auch an, die zivilen Hochschulen zu erobern: durch Aufträge für Militärforschung, durch Stiftungsprofessuren aus der Rüstungsindustrie, durch Kooperationsverträge in Lehre und Ausbildung. Zur Vorbereitung auf einen Krieg sollen Lebensmittel gehortet werden. In den Medien wird – wie immer vor Kriegen – kriegspropagandistische Hetze verbreitet. Es werden Feindbilder geschaffen. Als einzige Antwort auf Terror, Vertreibung, Rohstoffmangel und Piraterie wird mit dem Militär gedroht, wird mit den Waffen gerasselt, soll mit kriegerischen Mitteln eine „neue Weltordnung“ geschaffen werden.

Militarisierung findet statt im Krieg um die Köpfe und im Feldzug gegen die Freiheit in der Forschung, in den Medien, in den Bildungseinrichtungen, in Kirchen und Gewerkschaften, in der Zivilgesellschaft. Eine zentrale Rolle spielen dabei die Think Tanks. In diesen Denkfabriken werden Meinungen vorgestanzt und Meinungsführerschaften entwickelt, Bewusstseinsmarken kreiert, Trends erprobt, Begriffe umgepolt, ideologische Strömungen gesteuert und öffentliche Kampagnen konzipiert. In den Think Tanks reifen die ideologischen Voraussetzungen heran, um Menschen auf den Krieg einzustimmen und vorzubereiten: als Täter in Uniform wie auch als zivile Opfer. Eines der herausragenden Beispiele für einen solchen Think Tank ist die als gemeinnützig anerkannte Bertelsmann-Stiftung in Bielefeld – eine besonders perfide Agentur des gleichnamigen Medienkonzerns.

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Wir leben mitten im Krieg – Militarismuskritische Bild-Montagen

Vom 26. September bis 27. Oktober 2016

Ausstellung im Club Voltaire, 60313 Frankfurt/Main, Kleine Hochstraße 5 (Tel. 069 29 24 08 und 069 21 99 93 11)

Vernissage mit Vortrag und Lesung am 26. September 2016, 19:30 Uhr
Eintritt frei

[Aus dem Ankündigungstext im Programm des „Club Voltaire“:]

Rudolph Bauer war als Hochschullehrer in Bremen tätig und mischte sich mit sozialkritischen Veröffentlichungen in die politischen Debatten ein. Seine aktuellen Arbeiten beziehen sich nicht nur auf die Forschung zur „Militarisierung im Digitalen Zeitalter“, die bis in unseren Alltag reicht, sondern auch auf die künstlerische Kritik an der Aufrüstung in Form von Bild-Montagen und Gedichten. In der Ausstellung scheinen die Bilder auf den ersten Blick eine heile Welt abzubilden. Dann aber – manchmal plakativ und manchmal versteckt – zeigen sie irritierende Brüche. Auch Bauers Gedichte drücken die Bedrohung auf subtile Weise aus: Wir leben mitten im Krieg, merken es aber gar nicht.

 

„Rüste-Wüste“ – Militarismuskritische Bild-Montagen

Vom 14. Oktober 2016 bis 28. Januar 2017

AUSSTELLUNG im ANTI-KRIEGS-MUSEUM, 13353 Berlin, Brüsseler Straße 21 –
unterstützt von der Internationale der Kriegsdienstgegner/innen e. V.

Vernissage und Katalogpräsentation am 14. Oktober 2016, 18:00 Uhr
Begrüßung durch Tommy Spree, Anti-Kriegs-Museum

Grußwort: MdB und Schirmfrau Dr. Eva Högl, SPD / Berlin-Mitte

Ansprache: Heinz Plehn, IDK – Internationale der Kriegsdienstgegner/innen
Einführende Worte zur Ausstellung: Hartmut Drewes, Sprecher des Bremer Friedensforums

Lesung aus „Rüste-Wüste“ und „Zuginsfeld“ von Otto Nebel: Peter Abromeit

www.anti-kriegs-museum.de
www.bremerfriedensforum.de

„Rüste-Wüste“

… heißt eine Publikation des Bremer Friedensforums mit militarismuskritischen Bild-Montagen des Sozialwissenschaftlers Rudolph Bauer (Bremen), der auch als bildender Künstler tätig ist. Der Titel nimmt Bezug auf den expressionistischen Maler und Dichter Otto Nebel, der den Ersten Weltkrieg an den deutschen Fronten im Osten und Westen überlebt hatte und 1926 die Schrift „Rüste-Wüste“ veröffentlichte. Die Bild-Bild-Bezüge in Bauers Montagen basieren auf Materialien, die den Alltag visuell bestimmen: vor allem auf Fotos, Grafiken, Werbung und anderen Druckerzeugnissen, wie sie in Zeitungen, Zeitschriften, Bildbänden, Prospekten, Katalogen, Plakaten oder im Internet veröffentlicht werden. Bauer will mit seinen Antikriegscollagen auf kritische, satirische oder karikaturistische Weise Stellung beziehen, intervenieren, provozieren, Gewohnheiten in Zweifel ziehen und Veränderungen anmahnen.

Rudolph Bauers Bild-Montagen, die sich nicht immer leicht erschließen lassen, werden begleitet von erläuternden Texten, die der Pastor i. R. Hartmut Drewes beigesteuert hat, der seit Jahrzehnten aktiv in der Friedensbewegung ist. Auf seiner Sinn- und Hintersinn-Suche verortet er die Montagen in der frühen Tradition künstlerischer Arbeiten gegen Militarismus und Krieg, etwa von Käthe Kollwitz oder Otto Dix – um dann die Eigenheiten und Auffälligkeiten der Werke Bauers herauszuarbeiten. Auffällig sei, so Drewes, dass Rudolph Bauer darauf verzichte, „die Grausamkeit des Krieges in den Mittelpunkt zu rücken“. Letztlich gehe es ihm darum, „Relativierung, Verschleierung und Verdrängung des Militarismus und der Militarisierung offenzulegen“, wie sie ins „schöne Leben“, ins Kommerzielle, ja in alle Lebensbereiche mehr oder weniger unauffällig und unbemerkt eindringen; wohl deshalb werden recht häufig Modeaccessoires mit Militärsymbolen, Modells mit Soldaten und Kriegsgerät kombiniert – Verknüpfungen, die Bauer unter „Mode und Mord“ verbucht. Tatsächlich ist Rudolph Bauer bestrebt, mit seinen Bild-Montagen die Ästhetisierung, Verharmlosung und Veralltäglichung des Militärischen zu entlarven. Es ist der Versuch, auf künstlerische Weise – dialektisch- überraschend, verfremdend, subtil oder plakativ – den Prozess der Militarisierung und die Schrecken des Krieges in das „visuell zugemüllte“ Bewusstsein zu heben, um auf diese Weise womöglich Denk- und Veränderungsprozesse in Gang zu setzen.
Rolf Gössner (Ossietzky – Zweiwochenschrift für Politik / Kultur / Wirtschaft, Nr. 14/2016)

Rudolph Bauer / Hartmut Drewes: „Rüste- Wüste“. Militarismuskritische Bild-Montagen, Rote Reihe_4 des Bremer Friedensforums, 52 Seiten DIN-A-4- Format, Spende erwünscht auf das Konto Ekkehard Lentz (Kennwort: Bremer Friedensforum), IBAN: DE 47 2501 0030 0123 2683 06, BIC: PBNKDEFF. Bestellung per E-Mail unter: info@ bremerfriedensforum.de. Eine Ausstellung von Bauers Montagen wird ab Mitte Oktober im Anti-Kriegs-Museum Berlin gezeigt, Brüsseler Straße 21, 13353 Berlin (anti-kriegs-museum.de).

 

Presse

https://www.jungewelt.de/2016/11-17/046.php

http://www.unsere-zeit.de/de/4847/kultur/4120/%E2%80%9ER%C3%BCste-W%C3%BCste%E2%80%9C.htm

http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=23360

 

Ausgewählte Bild-Montagen/Collagen

Gemeinnutz schafft Eigennutz – Wie Stiftungen und Unternehmen die Demokratie abschaffen: Der Fall Bertelsmann

1. (Mi) Juni 2016, Beginn 18:00 Uhr

JOUR FIXE der Gewerkschaftslinken in Hamburg, CURIOHAUS (Hofdurchgang),  Rothenbaumchausee 15
Veranstaltung mit Rudolph Bauer, Bremen

AUS DER ANKÜNDIGUNG: Der Name Bertelsmann steht sowohl für eine gemeinnützige Stiftung als auch für ein weltweites Unternehmen mit Stammsitz in Gütersloh, Nordrhein-Westfalen. Die Stiftung besitzt mehr als zwei Drittel der Anteile des Unternehmens. Wegen ihrer Gemeinnützigkeit kann die Stiftung dem Unternehmen daher riesige Steuervorteile verschaffen. Ein Teil der auf diese Weise der Allgemeinheit vorenthaltenen Millionen fließt in die Stiftung, deren gemeinnütziges Mäntelchen dazu dient, die eigennützigen Ziele des Unternehmens vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Kurz: Gemeinnutz schafft Eigennutz, d. h. Steuervorteile, Profite, den Zugang zu politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsträgern sowie einen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Einfluss, der keiner demokratischen Kontrolle unterliegt.

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