Warum krächzt der Rabe

Prosa-, Flora- und Faunagedichte

Alois Segerer

Herausgegeben und mit Bildmontagen versehen von Rudolph Bauer

und uns nennt man glaub ich verseschmiede so ein
blödsinn dichter haben keine hämmer
das weiß doch jedes kind bestenfalls sind wir
eine kleine textschleiferei gmbh
wir feilen und feilen an unseren
wörtern bis sie kleine tödliche
kugeln sind

Alois Segerer (1938 bis 2015) war war „Rathaus-Redakteur“ bei der Münchner Abendzeitung. Seine Berichte, Reportagen und Glossen im Lokalteil der AZ wurden von einer großen Leser/innenschaft, auch außerhalb der bayerischen Landeshauptstadt, mit Vergnügen aufgenommen. Geboren ist Alois Segerer im oberpfälzischen Fuchsstein bei Amberg. Dort besuchte er das altsprachliche Humanistische Gymnasium (heute Erasmus-Gymnasium) und verdiente sich nach dem Abitur bei den Siemenswerken als Bürobote das Geld für sein Studium. Er belegte an der Ludwig-Maximilian-Universität zu München die Fächer Germa­nistik und Journalismus. Den letzteren machte er zu seinem Brotberuf, nicht ohne auch poetisch tätig zu sein und im Kreis seiner Münchner und Amberger Freundinnen und Freunde zu veröffentlichen. Posthum sind von ihm bereits zwei Gedichtbände und ein Band mit Aphorismen erschienen.

Die Herausgabe der Gedichte besorgte Rudolph Bauer, ein lebenslanger Freund von Alois Segerer seit den Tagen ihrer gemeinsamen Schulzeit am Humanistischen Gymnasium in Amberg. Bauer ist Schriftsteller, Maler und Politikwissenschaftler mit Professur an der Universität Bremen (1972–2002).

Seitenanzahl: 72
Größe: 14,8 cm x 21,0 cm
Erscheinungsdatum: 08.01.2020

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Fogerl

Mundartlyrik und Fotografie

Alois Segerer

Herausgeber: Rudolph Bauer

Die Mundartgedichte von Alois Segerer (1938 bis 2015) setzen mit Bravour eine Tradition fort, die mit der österreichischen und bairischen Dialektliteratur aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einen hohen, auch literarisch bedeutsamen Bekanntheitsgrad erreicht hatte. Berühmt waren im deutschsprachigen Raum die Wiener Autoren H. C. Artmann, Gerhard Rühm und Wolfgang Bauer sowie die Schmäh-Kabarettisten Qualtinger, Merz, Bronner und Kreisler. Vorreiter im Bairischen waren das Autoren-Duo Carl Ludwig Reichert und Michael Fruth, der Verleger Friedl Brehm und die Münchner Autoren Ossi Sölderer, Felix Hörburger, Bernd Setzwein und Josef Wittmann.

Segerer stammte aus Fuchsstein, einem winzigen Dorf bei Amberg in der nordbayerischen Oberpfalz. Als Student der Germanistik und des Journalismus zog es ihn nach München, wo er beruflich als lokalpolitischer Redakteur beim Boulevardblatt „Abendzeitung“ zu glänzen vermochte. Zur eigenwilligen „Dialektik“ seiner begnadeten Mundartgedichte bemerkte er selbst, leicht übertreibend: „Fünfzig Jahre München haben logischerweise meinen oberpfälzer Hausdialekt ziemlich verhunzt. Es ist jetzt so eine Art Ober-Nieder-Hoch-Bairisch mit oberpfälzer Akzent.“ Der oberpfälzer Bluessound der Mundartlyrik Segerers –eine gelungene Hommage an den Ort und die Menschen seiner Herkunft –ist trotzdem deutlich vernehmbar.

Die originellen Mundartgedichte erörtern auf blitzartig erhellende Weise Volksweisheiten und Lebensschicksale. Sie besingen in skurriler und morbider Tonart die menschlich-allzumenschlichen Unzulänglichkeiten. Liebe und Zuneigung, ob glücklich oder unglücklich, kommen zu Wort. Die Texte handeln vom Arbeiten, vom Handwerk und vom Alltag, von des Lebens Anfang und Ende. Reime sind nicht das Entscheidende dieser Poetik, sondern der Rhythmus, das Wortspiel und der Plot. Man sollte –man muß! –diese Gedichte nach Möglichkeit laut lesen.

Volkstümliche Idylle ist im „Fogerl“-Band nicht angesagt, sondern es wuchern die finsteren Schrecken und Scheußlichkeiten des modern modernden Alltags. Nicht heile Welt und Friede-Freude-Eiapopeia werden geboten, sondern tiefschwarzer Humor und morbider Underground. Vielfach und vielfältig sind Segerers Dialektgedichte autobiografisch kontaminiert. Der Band enthält außer den Texten noch eine den Band belebende Auswahl von Aufnahmen des Autors aus den Jahren 1996 bis 2001 –Fotos, die Segerers Blick für das Ungewöhnliche anschaulich bezeugen.

Die Herausgabe der Gedichte und Fotografien besorgte Rudolph Bauer, ein lebenslanger Freund von Alois Segerer seit den Tagen ihrer gemeinsamen Schulzeit am Humanistischen Gymnasium in Amberg. Bauer ist Schriftsteller, Maler und Politikwissenschaftler mit Professur an der Universität Bremen (1972–2002).

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Bye Bye Blackbird

Gedichte und Haikus

Alois Segerer

Herausgeber: Rudolph Bauer
Illustratorin: Hanne Geng

Der Band „Bye Bye Blackbird“ enthält Gedichte und Jahreszeiten-Haikus von Alois Segerer (1938-2015). Bei den Gedichten handelt es sich um poetische Abhandlungen über weibliche und männliche Verkörperungen unserer Sternzeichen. Gekonnt vom Dichter in Szene gesetzt, bilden die Tierkreiszeichen-Gedichte einen astrologischen Zyklus von vierundzwanzig poetischen Texten aus gewitzter Menschenkenntnis und mild-boshaften Querschlägen, mit horoskopischem Hintersinn und schmunzelnder Ironie.

Jedes der Gedichte hat die Künstlerin Hanne Geng mit einer entzückenden Radierung geschmückt. Die filigranen Kunstgebilde lassen die Leser und Betrachter – den Mann wie die Frau – auf herausfordernde Weise nachsinnen über die stillen Geheimnisse und Untiefen ihres Horoskop-Schicksals. Eine Gedichtsammlung für Glaskugel-Fans und Zweifler! Das bibliophil schön gestaltete Buch sollte unbedingt auch immer dann zur Hand sein, wo es an einem geeigneten Geburtstagsgeschenk mangelt – oder wenn jemand hinter die glatte Fassade seines Gegenüber zu schauen wünscht.

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Aus gegebenem Anlass

Gedichte und Essay

Rudolph Bauer, Thomas Metscher
Lyrik & Poesie

Hier erhältlich! Als Hardcover, Paperback und E-Book.

Seit dem Ende der Aufklärung hatte die kulturelle Elite in Deutschland lange ein äußerst problematisches Verhältnis zum Politischen. Das zeigte sich nicht zuletzt in der abschätzigen Einstellung zu politischer Kunst. Dennoch gibt es im deutschen Sprachraum die Tradition engagierter Literatur, auch politischer Lyrik. Sie geht zurück auf das hohe Mittelalter, die Reformationszeit sowie auf die Arbeiter- und die Friedensbewegung. Für die Bundesrepublik lassen sich Erich Fried und Franz Josef Degenhardt nennen, für die DDR Franz Fühmann, Peter Hacks, Heiner Müller und Volker Braun.

Rudolph Bauers Gedichtband ist vielfach mit dieser Tradition verbunden. Bereits der Titel Aus gegebenem Anlass gibt die operative Programmatik vor. Formal und inhaltlich schließen die Gedichte an klassische Vorbilder der situationsgebundenen Dichtung an: in ihrer Prägnanz und dem packenden Zugriff des Verfahrens, der Einfachheit und Konkretion von Stil und Strophenform. „Es ist eine Einfachheit, die die Komplexität einschließt“, bemerkt Literaturwissenschaftler Thomas Metscher in einem erklärenden Essay am Schluss des Gedichtbandes.

Bauers Poesie verbindet Gegenwärtiges und Vergangenes. Treffend verweist Metscher darauf, wie ungebrochen die in den Texten zum Ausdruck gebrachte Macht der Tradition hineinwirkt in unsere Gegenwart. Dieser Gesichtspunkt berühre das Herzstück der Texte: „Immer wieder und immer neu geht es um die Gegenwart des Vergangenen: die Kontinuität von Militarismus, imperialer Gewaltpolitik und die Rolle der Ideologien in ihnen; von Kolonialismus, Faschismus, ihrer Restauration in der Bundesrepublik Deutschland.“

Es geht nicht mehr nur um das Hier und Jetzt der deutschen Gegenwart als Wiederkehr von Vergangenem. Die lyrische Bedeutung der Gedichte erschließt grenzüberschreitend Bilder und Gedanken sowohl aus dem Erfahrungsarchiv anderer Kulturen als auch des Zukünftigen. Indem die utopische Dimension aufscheint, überwindet politische Dichtung das Hier und Jetzt.

Besprechungen des Bandes hier.

Lesung mit Gedichten aus den Jahren 1918 ff.

„Es lebe der Frieden!“ – Novemberrevolution und Rätebewegung 1918

am 4. November 2018 (Sonntag) um 17:00 Uhr; Ort: Villa Ichon, Goetheplatz, Raum 5 (Ausstellungsräume der Bilder „Das Karma der Wände“ von Ulrich Schwecke)

Am 4. November vor einhundert Jahren erhoben sich die Kieler Matrosen und forderten den Frieden. Das Datum markiert den Anfang der Novemberrevolution 1918. Soldaten-, Arbeiter- und Bauernräte standen am Beginn der demokratischen Entwicklung in Deutschland. Sie erreichten das Ende des Krieges, die Abschaffung der Monarchie, den 8-Stunden-Tag und die Einführung sowohl der Rede- und Pressefreiheit als auch des allgemeinen, gleichen und geheimen Wahlrechts für Männer und Frauen.

Zur Erinnerung an die Rätebewegung sowie zur Feier des Friedens und der demokratischen Errungenschaften der Novemberrevolution findet am Sonntag, den 4. November, um 17 Uhr in der Villa Ichon eine Lesung statt. Es werden Texte aus der Zeit der Rätebewegung vorgetragen: Erinnerungen an die Grausamkeiten des Weltkrieges, Beispiele für die politischen Hoffnungen und sozialen Erwartungen der Arbeiter und Soldaten, aber auch Rückblicke auf die Gründe für die Niederlage der revolutionären Bewegung und für das an ihren Verteidigern verübte Massaker, welches auch in Bremen seine Blutspuren hinterlassen hat.

Gelesen werden Texte von Revolutionären wie Kurt Eisner, Erich Mühsam, Ernst Toller und Karl Liebknecht. Die tödliche Fratze des Krieges zeigt sich in Gedichten und Kurzprosa von Arno Holz, Kurt Schwitters, Otto Nebel, Karl Kraus und Carl Einstein. Aus der Rückschau äußern sich Kurt Tucholsky, Erich Kästner und Alfred Döblin. Die Werke all der genannten Schriftsteller wurden nur 15 Jahre später nach der Novemberrevolution, am 10. Mai 1933, von den Nazis verbrannt. Auch daran soll die Lesung angesichts erneuter faschistischer Verbrechen sowie der ihnen dienstbaren Ideologien und Institutionen erinnern und einen Beitrag zum Widerstand dagegen leisten.

Zum Besuch der Lesung, die auf Initiative des Verbands deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller stattfindet und in Kooperation mit dem Bremischen Literaturkontor ermöglicht wird, laden die sieben Mitglieder des Lesekollektivs, ferner das Bremer Friedensforum und das Literarische Quartier (LitQ) ein.

Der Eintritt ist frei.

Kunst now!

Bremer KünstlerInnen präsentieren ihre Werke

18. Mai bis 14 Juli 2018
Freitags 15–19 Uhr und Samstags 12–18 Uhr

Vernissage am Samstag, den 12. Mai 2018 um 18 Uhr

Mit Werken von Conny Himme, A. V. Müller, Neeharika Hossain, Rudolph Bauer und Onil Hossain

ARTsixty! Art of Life Galerie
Martinistraße 60
28195 Bremen
www.artsixty.de

Wie Luzifer aus dem Himmel

Segerers Aphorismen

„Wie Luzifer aus dem Himmel“ heißt der Titel einer Aphorismen-Sammlung aus dem Büro Wilhelm Verlag in Amberg. Verfasser ist Alois Segerer (1938-2015), der ehemalige Rathausreporter der Münchner Abendzeitung. Ausgewählt, zusammengestellt, mit Überschriften und einem Vorwort versehen hat den Aphorismen-Band Rudolph Bauer, Segerers Freund aus der gemeinsamen Amberger Schulzeit am Humanistischen (heute Erasmus-)Gymnasium.

Quelle der bibliophil gestalteten Aphorismen-Sammlung sind fünf Notizbücher aus dem Nachlass von Alois Segerer. In diesen Quartheften hat „Sesch“, beginnend in den 1960er-Jahren, mit spitzer, aber leichter Feder vielfältige Gedanken, Wortspiele, Spontaneinfälle und Fundstücke aufgespießt und festgehalten. Dabei geht es dem Aphoristiker nicht allein um Politisches und Öffentliches, sondern um nahezu sämtliche Facetten des Lebens, der Gesellschaft und des Kosmos – um Gott und die Welt. Seine Gedankensplitter zeigen den Autor in scharfsinniger Selbstbeobachtung als Kind und Jugendlichen, als Liebenden und Verliebten, als Dichter und Leser, im Alter und angesichts der Sterblichkeit.

Ermöglicht wurde die Herausgabe von „Segerers Aphorismen“ – so der Untertitel des Bandes – durch die Subskriptionsbereitschaft von Freunden, Gönnern und Kollegen aus Amberg, München, Bremen und vielen anderen Orten, wo Menschen mit Bezug zum Autor und zum Herausgeber leben und es zu schätzen wissen, was Aphorismen ausmacht: brillante Geistesblitze und ironische Topoi, akrobatische Wortjonglage und melancholische Redensarten, lockere Sprüche und bittere Wahrheiten, fein Gesponnenes und spöttische Sarkasmen. Ein Buch, in dem lesend zu blättern ein Vergnügen mit Abstürzen bereitet.

Wie Luzifer aus dem Himmel. Segerers Aphorismen. Ausgewählt, zusammengestellt, mit Überschriften und einem Vorwort versehen von Rudolph Bauer (Hrsg.). Foto: Uli Wähner. Amberg: Büro Wilhelm Verlag 2017. 56 Seiten, 9,90 Euro. ISBN 978-3-943242-82-9

Für Frieden – gegen jeden Krieg!

Friedenskundgebung, Samstag, 15. April 2017 in Delmenhorst

Täglich werden wir konfrontiert mit Bildern von Kriegen in aller Welt. Inzwischen sind auch die Staaten Europas von diesen Kriegen unmittelbar oder mittelbar berührt, sei es durch die Beteiligung eigener Truppen, die Lieferung von Kriegsgerät oder die Aufnahme von Geflüchteten. Deutschland ist durch Militäreinsätze in 15 Staaten sowie durch die Rekord-Rüstungsexporte maßgeblich an dieser Entwicklung beteiligt.

Zahlreiche Delmenhorster Organisationen haben sich erneut zusammengeschlossen um ein Zeichen zu setzten für Frieden und gegen jeden Krieg!

Am Ostersamstag, 15. April 2017, 11 Uhr findet daher eine Friedenskundgebung auf dem ZOB am Bahnhof Delmenhorst statt.

Wirtschaftliche, sowie inner- und zwischenstaatliche Konflikte müssen gewaltfrei und diplomatisch gelöst werden. Wir brauchen eine Politik die Koexistenz und nicht Krieg fördert.

Seit sechs Jahren dauert das Kriegsgeschehen in Syrien an. Davon betroffen sind neben den Kriegsschauplätzen auch die Nachbarstaaten, darunter im erheblichen Umfang die Türkei. Die Kundgebung soll aber nicht nur das Kriegsgeschehen und die kaum vorhandenen Friedensbemühungen in Syrien thematisieren, sondern ein Zeichen setzen gegen kriegerische Auseinandersetzungen weltweit.

Wir rufen alle am Frieden interessierten Delmenhorster Einwohnerinnen und Einwohner dazu auf, den Samstagvormittag dafür zu nutzen, öffentlich die eigene Friedensbereitschaft zu dokumentieren.

Redebeiträge:

DIDF Delmenhorst
(Türkischer Arbeiterverein)

Prof. Dr. Rudolph Bauer
(Bremer Friedensforum)

Dialogos e.V.
(Griechisch-Deutscher Kulturverein)

Mitveranstalter:

DIDF, DIDF-Jugend, SV Bar, DGB Stadtverband Delmenhorst,
Breites Bündnis gegen Rechts, Dialogos e.V., DIE LINKE. Delmenhorst,
Linksjugend [´solid], SPD Delmenhorst, Jusos, DKP Delmenhorst

Commedia Divina: Inferno, Purgatorio, Paradiso

Ausstellung vom 16. Februar bis 1. April 2017
in der Villa Ichon, Goetheplatz 4, 28203 Bremen

Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 11-13 Uhr, Mo bis Fr 16-20 Uhr

Die drei Ausstellungsräume der Villa Ichon am Goetheplatz zeigen vom 16. Februar bis 1. April eine Installation zu Texten der Göttlichen Komödie des italienischen Dichters und Philosophen Dante Alighieri. Dante wurde 1265 in Florenz geboren. In seiner Geburtsstadt bekleidete er hohe politische Ämter. Als politisch Verfolgter musste er 1301 seine Geburtsstadt verlassen. 1307 – vor genau 710 Jahren, woran die Ausstellung erinnert – begann er mit der Niederschrift der 1320 vollendeten „Divina Commedia“. 1321 ist der Exil-Politiker und Schriftsteller in Ravenna gestorben.

Der von Dante gewählte Titel „Commedia“ deutet – anders als heute Komödie oder Comedy – auf den glücklichen Ausgang der literarischen Jenseitswanderung hin, die er in Begleitung des römischen Dichters Vergil unternommen hat. Der Gang führte ihn vom „Inferno“ in das „Purgatorio“ und von dort in das „Paradiso“: von der Hölle über den Läuterungsberg in den Himmel. Das lobende Beiwort „göttlich“ bekam die „Commedia“ erst später durch den italienischen Schriftsteller Giovanni Boccaccio (1313-1375), der damit würdigte, dass Dantes bedeutendstes Werk der Dichtkunst nicht, wie es damals üblich war, auf Latein verfasst war, sondern in der italienischen Volkssprache, also auch der gesamten Bevölkerung zugänglich.

Die Göttliche Komödie ist nicht nur ein großartiges und viel bewundertes Werk der italienischen, europäischen und Weltliteratur. Sie stellte ursprünglich eine Art poetische Abrechnung des im Exil lebenden Dante mit seinen geistlichen und politischen Gegnern dar, mit der Kirche und den weltlichen Herrschern. Dieser Aspekt der „Commedia“ ist eine der Brücken zwischen Dantes Werk und der Gegenwart, auf die es dem ausstellenden Künstler in besonderer Weise ankommt. In den „Inferno“- und „Purgatorio“-Räumen der Villa Ichon stellt Rudolph Bauer eine Vielzahl von Bildmontagen aus, die in kritischer Absicht auf einzelne Persönlichkeiten der Politik und auf besondere politische Ereignisse im 20. und begonnenen 21. Jahrhundert Bezug nehmen. Im dritten Raum werden Arbeiten auf Papier gezeigt, die im Gegensatz zu den Exponaten in den vorausgehenden Räumen in buntfarbig schwebender Weise eine spirituelle Dimension sichtbar machen, wie sie von Dante im Paradies-Teil seiner „Commedia“ besungen wird.

Den Bildern sind als Titel Textstellen aus unterschiedlichen Übersetzungen der „Commedia“ ins Deutsche beigegeben, ausgewählt durch den ausstellenden Künstler. Zu den Übertragungen aus dem Italienischen gehören neben wortgetreuen Prosatexten literarische Nachdichtungen von Stefan George (1868-1933) und Otto Gildemeister (1823-1902), des Bremer Schriftstellers, Senators und Bürgermeisters.

Ein besonderes Merkmal der Kunstausstellung, die am 16. Februar um 19:30 Uhr eröffnet wird, sind ihre vielfältigen Bezüge, die sich auf der Grundlage des visuellen Materials und Texte herstellen lassen: der Zusammenhang zwischen der Zeit Dantes und heute, zwischen Himmel und Hölle, Schrecken und Glück, Diesseits und Jenseits, Macht und Exil, Politik und Literatur, der Schriftstellerei und der bildenden Kunst, Italien und Deutschland, den Übersetzern und Autoren der europäischen, der deutschen und der bremischen Literaturgeschichte.